Rundgang Kirche

Bei der in der St.-Secundus-Kirche zu Schwei vorhandenen Orgel handelt es sich um einen Orgelbau von Johann C. Schmid aus dem Jahre 1869. Sie hatte berühmte Vorgängerinnen. Unter ihnen eine aus dem Jahre 1734 von Christian Vater, dem wohl berühmtesten und kunstfertigsten Schüler Arp Schnitgers. Teile dieser Orgel sind in den Neubau durch Johann C. Schmid integriert worden. Für alle Orgelstücke aus der Mitte des 19. Jh.s gilt, dass sie auf entsprechend registrierten Orgeln gespielt werden müssen (nicht auf jeder Orgel kann jedes Werk umgesetzt werden). Nur so kann die Musik gehört werden, wie sie seinerzeit vom Komponisten erdacht worden ist. Im Jahr 1965 geschah eine Umarbeitung der Orgel im Sinne des Neobarock. Das Ergebnis war grundsätzlich nicht sehr befriedigend. Mittlerweile war auch das Gebläse abgängig. Der Balg musste repariert werden. Sich zersetzende Kunststoffbeläge auf den Ventilen und oxidierte Führungsstifte machten die Orgel unspielbar. Deshalb hatten es sich die Kirchengemeinde und der St.-Secundus- Kirchbauverein Schwei e.V. zur Aufgabe gemacht, die Restaurierung der Schweier Orgel anzugehen. Die Orgel sollte nicht nur spielbar gemacht werden, sondern möglichst in die Registrierung zurückversetzt werden, wie sie von Johann Claussen Schmid gemeint war.

Das Projekt begleitete die Kirchengemeinde seit nunmehr 20 Jahren. Zusätzlich zur Summe des unter schwierigsten Umständen Ersparten in Höhe von über 60.000 € konnte der St.-Secundus-Kirchbauverein Schwei e. V. noch zusätzliche 21.000 € aufbringen, um gemeinsam mit Fördermitteln aus dem EU Programm ZILE (50.000 €) das Geld bereitzustellen, das für die Reparatur und Restaurierung im oben beschriebenen Sinne nötig war. Die Restaurierung begann am 20. Juni 2011 und wurde mit der feierlichen Einführung am 3. Juni 2012 beendet.


Gedenktafel

Spendertafel zu Erhaltung der Kirche

 

Stifter der Tafel

Möbel Ostendorf

 

Restaurierung der Empore 1996

angeregt u. ermöglicht durch den St.-Secundus-Kirchbauverein

 

 

Spender

Ev.-luth. Oberkirchenrat Oldenburg

Handarbeitskreis der Ev.-luth.

Kirchengemeinde Schwei

Gemeinde Stadland

Landessparkasse zu Oldenburg

Raiffeisenbank Schwei

Bäckerei von Malottki

Gerd Hentschel zum Gedächtnis

Reinhart und Nellie Morgenstern

Erich Padeken

Familie Rick

 

Restaurierung des Altars    

1. Abschnitt 2001 Spender Raiffeisenbank Rudolf Judis Bäckerei Malottk


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Kirchenstuhl

 

Der vergitterte Kirchenstuhl neben dem Altar wurde 1774 als „Beichtstuhl" bezeichnet, von dem aus der Pastor durch den Chor zur Kanzel ging. Die Wappen des Grafen Anton Günther und der Gräfin Sophia Catharina kennzeichnen den Stuhl jedoch ursprünglich als Sitz der Landes-herrschaft und ihrer Vertreter.


Taufsteinbecken

 

Der Taufstein ist aus Sandstein gemeißelt. Ein achteckiger Schaft mit Schmuckrosetten trägt die Cuppa. Deren untere Hälfte ist von einem doppelten Akanthusband umgeben, während die obere vier Cherubim zeigt. Zwei Inschriften umkreisen die Wandung:

 

JOH. 3 NISI QUIS RENATUS FUERIT EX AQUA ET SPIRITU NON POT(EST) INTROIRE (I)N REGNUM DEI

 

(Es sei denn, dass jemand wiedergeboren worden ist aus Wasser und Geist, kann er nicht in das Reich Gottes kommen).

 

IOHANES HICSEN/HERMEN SEGEBAD/ EGRIC TANSEN HEBBEN DE DOPE KOFT 1575


 

Taufsteindeckel

 

Ist der Taufstein das Werk eines tüchtigen Steinmetzen, verrät der Deckel die Meisterschaft Ludwig Münstermanns, der die Holzglocke 1623 anfertigte. Da unter den dargestellten Aposteln sowohl der durch die Jünger ausgeloste Matthias (Apostelgeschichte 1,23) als auch der durch unmittelbares Eingreifen des auferstandenen Christus hinzugekommene Paulus (Apg 9) in der Zwölfzahl vertreten ist, muss außer Judas Ischarioth ein zweiter fehlen. Es ist dessen Namensvetter Judas, des Jakobus Sohn (Apg 1,13). Acht Apostel sind auf der Glocke als Hochreliefs samt Marterwerkzeug dargestellt:

 

Paulus (Schwert)

Matthias (Beil)  

Johannes (Giftbecher)

Philippus (Kreuz)

Bartholomäus (Werkzeug fehlt)

Thomas (Lanze)

Jakobus der jüngere (Walkerstange)

Simon Zelotes (Säge)

Putten halten Schilde mit Hausmarken, vermutlichder Stifter. Einige Köpfe des Reliefs sind ungeschicktergänzt.



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Kanzel ist 1618 von Ludwig Münstermann angefertigt worden und wurde 1637 bemalt. Welch ein Temperament und welche Freude sprüht aus diesem Werk! Da stehen die vier Evangelisten nicht wie sonst brav der Reihe nach in ihren Bogennischen. Gleich den Königen David und Salomo hat der Evangelist Johannes auf einer Konsole vor dem Sockelgesims des Korbes Platz genommen. Zwei weitere Konsolen sind heute leider leer. Mit dem Mann in der Bogennische zwischen David und Johannes dürfte der Kirchenpatron St. Secundus gemeint sein, entsprechend dem St. Gallus an der Kanzel in Altenesch und dem St. Dionys in Holle.


Altar

 

Wir sehen unten das Altar-Retabel aus dem Manuskript Wolfang Runge. Der aus der früheren Kapelle übernommene Altaraufsatz war „wegen Wormbs" brüchig geworden. „Anno 1635 haben die Eingepfarte ein newes Altar anzufertigen, benebest die Taufe und Cantzel samt die gantze Kirche zu staffiren (bemalen) eingewilliget und zudem eine Collecte angestellet." So sagt das Visitations-Protokoll von 1638. Unter „Collecte" ist hier eine Umlage zu verstehen, die der Kirchenjurat Hancke Grißstedt einsammelte. Jeder Hausmann (Bauer) sollte in diesem Fall 2 Reichstaler und 60 Grote zahlen, jeder Herrenköter (vom Landesherren eingesetzter Landwirt mit geringerem Besitz) 34 Grote und jeder Hausmannsköter (auf dem Grund eines Bauern Ansässiger und Abhängiger) 17 Grote. Die Summe betrug einschließlich der Ordnungsstrafen für moralische Delikte 381 RT 21 Gr. Da sie nicht ausreichte, lieh man Zinsgelder aus dem Armenfonds und nahm 17 „von denen bey der Hüldigung Anno 1634 von Ihrer Hochgrfl. Gndn. verehrten 30 Rthlrn."

Foto links: Altarretabel - Wolfgang Runge (Manuskript)

Foto rechts: Altarretabel heute - Marion Schäfer

Quelle: Die aufgeführten Texte (Kanzel, Kirchenstuhl, Taufstein, Taufsteindeckel und Altar) sind Ausschnitte aus dem Manuskript von Wolfgang Runge.

1981 gedruckt bei Isensee in Oldenburg.


Im Dunkeln tappen     5. Buch Mose 28,29