St. Secundus Kirche

 

1615 bis 1617

Kirchenbau (davor Kapelle des Urgroßvaters von Graf Anton Günther)

 

1618

Kanzel von Ludwig Münstermann, die 1637 bemalt wurde

 

1623

Taufsteindeckel von Ludwig Münstermann. Der Taufstein stammt aus der ehemaligen Kapelle und ist die Arbeit eines Steinmetzen von 1575

 

1638

Altarretabel von Ludwig Münstermann. Der Auftrag wurde an Ludwig Münstermann 1634 erteilt, dessen Tod zum Jahreswechsel 1637/38 vermutet wird; so dass er das Aufstellen des Altars wahrscheinlich nicht mehr erlebt hatte.

 

1665

Empore mit 27 Feldern 15 aus dem Alten Testament und 12 aus dem Matthäus-Evangelium

 

1684

Orgel wurde von Arp Schnitger gefertigt

 

1695

Turm an Westfassade angebaut

 

1734

2. Orgel von Arp Schnitgers Schüler Christian Vater 

 

1869

3. Orgel von Johann Claussen Schmid, auch genannt Schmid II (Oldenburg)

 

1965

wurde die Orgel durch Alfred Führer überholt

 

1995 bis 1997

Restaurierung der Emporenbilder

 

1997 bis 1998

Restaurierung des Taufsteindeckels

 

2006

Erneuerung der Innenbeleuchtung

 

1998-2002

Restaurierung des Altars

 

2006

Erneuerung der Innenbeleuchtung

 

2011 bis 2012

Technische Überarbeitung und klangliche Überholung der Orgel im Sinne von Schmid II

 

2013 bis 2014

Wiederbeschaffung der Großen Glocke


Die Kanzel

 

1618 von Ludwig Münstermann erbaut und 1637 bemalt. Der Aufbau der Kanzel ist ein typisches Beispiel für die theologische Grundlage des damaligen Glaubens und eine typische Münstermann- Arbeit. Moses – als Symbolfigur des alten Testaments – trägt auf seinen Schultern das gesprochene Wort der Verkündigung des Neuen Testaments, den Kanzelkorb. Die vier Evangelisten stehen nicht in der üblichen Reihenfolge. Neben den Königen des Alten Testaments David und Salomo, die auf der Konsole vor dem Sockelgesims des Kanzelkorbes sitzend dargestellt sind, sitzt auch der Evangelist Johannes. In der mittleren Bogennische zwischen David und Johannes steht der Schutzpatron der Kirche, St. Secundus. Hermen, die Wirkungen des Heiligen Geistes verkörpern, tragen das obere Schallgesims. Die erste Symbolgestalt neben Matthäus ist der Glaube (Fides). Es folgt hinter David die Caritas mit dem Kleinkind auf dem Arm. Hinter Johannes folgt die Hoffnung (Spes) mit dem Anker. Über König Salomo, dessen Weisheitssprüche zum volkstümlichen Bibelgut gehören, steht die Weisheit (Sapientia).

 

Den Abschluss bildet die Sanftmut mit dem Lamm (Mansuetudo).

 

Der Schalldeckel hat innen die Taube 

des Heiligen Geistes und in den Ecken sechs Cherubim. Um den Rand verteilen sich groteskenartige Putten und Phantasieköpfe.


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Spenderinnen und Spendern gelang es dem St.-Secundus-Kirchbauverein Schwei e. V.  die im Jahr 1942 für Kriegszwecke abgelieferte große Glocke wieder zu beschaffen. Sie hat einen unteren Durchmesser von ca.150 cm, ein Gewicht von ca. 2275 kg und den Schlagton c‘. Dies entspricht der ursprünglich vorhandenen Glocke, deren Gussjahr unbekannt ist, die 1859 und 1906 umgegossen und im Kriegsjahr 1917 eingeschmolzen wurde. Schon 10 Jahre später, 1927, wurde die Glocke ersetzt und trug die Inschrift:

 

 DE VÖR MI WER HET DAT VATERLAND NAMEN 1917 AT KRIEGERGEDÄCHTNISKLOCK BIN ICK WEDDER KAMEN

Kirchenbau

 

Auf der Wappentafel am Südportal lesen wir:

 

“ANTHONIUS GUNTHER GRAFFE ZU OLDENBURGH UND DULMENHARST HERE ZU JEVER UND CKNIPHAUSEN“

 

Es ist anzunehmen, dass der Landesherr den Bau des Gotteshauses gefördert hat, wenn auch unter den Kosten, die sich 1617 zu 2213 Reichstalern summierten, ein finanzieller Beitrag des Grafen nicht genannt wird. Zuvor stand in der Nähe auf der Pastoreibau nur eine bescheidene Kapelle, die vermutlich aus der Zeit von Anton Günthers Urgroßvater Graf Johann V. stammte. Als Schutzpatron galt St. Secundus. Die Legende berichtet über ihn, er sei Missionar in Spanien gewesen und habe dort den Märtyrertod erlitten. Möglich, dass er durch die Todesart - er ist ertränkt worden - den Schweiern, die in ihrem niedrig gelegenen Land bei einem Deichbruch den nassen Tod vor Augen hatten, als Nothelfer besonders geeignet erschien. In knapp hundert Jahren hatte die Einwohnerzahl beträchtlich zugenommen. So begann man 1615 auf Johann Therkorns Bau eine neue Kirche zu errichten. Der Turm wurde 1695 an die Westfassade der Kirche angebaut. Sein Helm ist mit Schindeln gedeckt und trägt an Dacherkern nach Süden, Norden und Westen Zifferblätter der Turmuhr und an der Westflanke die Schlagglocke. Die Spitze krönen Kugel, Kreuz und Wetterfahne.

Die Glocke, 1791 umgegossen, trägt die Inschrift:

 

„HÖRT ALLE MEINEN RUF IHR SCHWEIER ICH RUF ZUR ANDACHT UND ZUR FEIER ICH BIN ES DIE IN NOTH EUCH RUFT ICH RUF EUCH AUCH EINST ZUR GRUFT"

 

Die Kirchenbänke wurden bei der Renovierung 1970 durch Einzelstühle ersetzt, um den Kirchenraum für verschiedene Verwendungen variabel gestalten zu können.


Taufstein und Taufsteindeckel

 

Der Taufstein von 1575 ist aus Sandstein gemeißelt und trägt zwei Inschriften: Die erste ist in lateinischer Sprache

und heißt übersetzt:

 

„Es sei denn, dass jemand wiedergeboren worden ist aus Wasser und Geist, kann er nicht in das Reich Gottes kommen.“

 

Die zweite lautet:

 

„Johanes Hicsen/ Hermen Segebad/ Egric Tansen hebben die Dope koft 1575“

 

Der Taufsteindeckel ist ein Werk Ludwig Münstermanns von 1623. Auch der Taufsteindeckel wurde wie die Kanzel 1637 bemalt und nach mehreren Restaurierungen zuletzt 1998 als Facharbeit während eines Praxissemesters von Martin Merkert holzsichtig wiederhergestellt.


Acht Apostel sind auf der Glocke als Hochrelief samt Marterwerkzeug dargestellt:

 

Paulus (Schwert)

Matthäus (Beil)

Johannes (Giftbecher)

Philippus (Kreuz)

Bartholomäus (Werkzeug fehlt)

Thomas (Lanze)

Jakobus der Jüngere (Walkerstange)

Simon Zelotes (Säge)

 

Putten halten Schilde mit Hausmarken (vermutlich) der Stifter. Die Glocke endet oben in einer Plattform, auf der vier Kugeln die Basis einer Art Rundkapelle halten. In der Mitte tauft Johannes Jesus. Wie Atlanten stehen die vier Apostel um das Rund:

 

Petrus (nach unten gewendetes Kreuz)

Andreas (Schrägkreuz)

Jakobus der Ältere

(Hut mit Pilgermuschel, Mantel, Flasche)

Matthäus (Schwert und Winkel)

 

Über der Rundkapelle schließt ein dekoratives Zwischenstück zur Tragestange auf, an der sich ein fliegender Putto, eine Kugel und die Taube des Heiligen Geistes befinden.

 

Altarretabel

 

1634 in Auftrag gegeben und 1638 aufgestellt. Für die Bezahlung wurde eine Umlage eingesammelt. Jeder Hausmann (Bauer) sollte 2 Reichstaler und 60 Grote zahlen, jeder Herrenköter (vom Landesherrn eingesetzter Landwirt mit eringerem Besitz) 34 Grote und jeder  Hausmannsköter (auf dem Grund eines Bauern Ansässiger und Abhängiger) 17 Grote.  Da das zusammengekommene Geld nicht ausreichte, lieh man zusätzlich Zinsgelder aus dem  Armenfonds. Der Sockel des Retabels zeigt von links nach rechts: die Verkündigung, die  Anbetung des Christuskindes durch die Hirten und die Beschneidung. Darüber stehen als Verkörperung des Gesetzes links Mose und als Verkörperung des Evangeliums rechts Johannes der Täufer, auf dessen Knie ein aufgeschlagenes Buch mit einem Lamm liegt (das für uns geopferte Gotteslamm Jesus ist Ziel und Inhalt der Bibel). Das Mittelteil ist leer. Darin befand  sich eine nach hinten gestaffelte, reliefartige Abendmahlsszene. Darüber muss sich das  Schnitzbild des Gekreuzigten befunden haben. Johannes der Täufer deutet mit der rechten  Hand vermutlich auf das Kruzifix.An der Stelle der bekrönenden Kugel mit Kreuz dürfte sich die Figur des Auferstandenen mit Osterfahne befunden haben.

 

Empore

 

Die Empore wurde 1665 erbaut. Wie in einer Bilderbibel finden wir in 27 Feldern von links nach rechts 15 Szenen aus dem Alten Testament und 12 aus dem Matthäus-Evangelium. Der Maler stammt aus dem Raum Oldenburg.




Ludwig Münstermann

 

Ludwig Münstermann (* um 1560 oder 1575; † um 1638/1639) war ein Bildhauer und Holzschnitzmeister aus Hamburg oder vielleicht aus Bremen.

 

Biografie

 

Münstermann soll aus Hamburg oder Bremen stammen. Er wirkte vor 1599 in der Werkstatt des bremischen Bildhauers Hans Winter (1565–1603). Zudem waren Tonnies und Heinrich Münstermann zu dieser Zeit Tischler in Bremen. 1599 wurde er Meister des Hamburger Drechsleramtes. Von 1607 bis 1612 arbeitete er am Oldenburger Schloss. Er gestaltete viele Altäre, Kanzeln und Orgelprospekte in Kirchen, insbesondere im Oldenburgischen. Der größte erhaltene Altar befindet sich in der Vareler Schlosskirche. Münstermann gilt als Vertreter des Manierismus. In der St. Ansgariikirche in Bremen stammen von ihm Epitaphien. Das Orgelprospekt der Schlosskapelle von Rotenburg/Wümme und eine Herkules-Statue befinden sich im Focke-Museum in Bremen. In den Kirchen St. Matthäus in Stadland-Rodenkirchen und St. Secundus in Stadland-Schwei befinden sich weitere bedeutende Altäre, Kanzeln und Taufsteindeckel von Ludwig Münstermann, in Hohenkirchen der Altar und die Kanzel, in St. Hippolyt in Blexen die Schnitzwerke des Altars. Im Hamburger Stadtteil Hamburg-Barmbek-Nord ist eine Straße nach ihm benannt.

 

Quelle: Wikipedia  http://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Münstermann

Alle Wasser laufen ins Meer     Römer 15,7